Auch als Hör-Blog

Kann man beständig lieben und lustvolle Leidenschaft leben? Zeitgleich? Mit ein und derselben Person? Man sagt, die Liebe hat (Sicherheit) und die Leidenschaft will (Begehren). Wie kann man etwas begehren, das man schon “hat”? In meinem letzten Blogartikel habe ich mich mit einer Leidenschaft befasst, die einem zufliegen kann, meist ungeplant, die wie von selbst passiert. Von einem Rauschzustand. Von einer Flamme, hell lodernd – vor allem wenn etwas neu und aufregend ist und man Leidenschaft durchaus mit Liebe verwechseln kann…

(9:36)

Heute widme ich mich der

Leidenschaft, die durch Liebe lebt

Lust, Begehren, Leidenschaft – vergleichbar mit einer warmen Glut, die nach einer hellen Flamme bleibt, die man immer wieder entfachen möchte. Wie das gehen kann? Haben Sie schon mal einen Ofen geheizt? Eine Flamme entfacht und dann versucht, aus der Flamme richtiges Feuer zu machen? Ein Feuer, das Glut entwickelt, sodass Sie sich wärmen können und genießen? Um bei diesem Bild zu bleiben, so ein Feuer benötigt gerade zu Beginn etwas Geduld, immer wieder Aufmerksamkeit und neues Brennmaterial. Es geht um den richtigen Mix aus großen Holzscheiten, kleine Ästen die besonders knistern und allem möglichem anderen, manches duftet, anderes zischt… Stabiles Feuer braucht stabile Bedingungen und immer wieder Aufmerksamkeit sowie genügend Sauerstoff, damit es brennen und immer wieder lodern kann… ohne Luft kein Feuer.

Warme Öfen haben etwas sehr entspannendes…

… man möchte sich anlehnen, es ist wohlig, vielleicht gemütlich. Das, was so einladend und kuschelig ist, so gut tut, uns nährt, wärmt und entspannt, kann auch schlapp und müde machen, einschläfernd wirken… Auch das tut gut, wenn wir rechtzeitig wieder aufwachen und nicht vergessen, uns um die Glut zu kümmern. Sie will immer wieder gefüttert werden, möchte neu entfacht werden, nochmal ein gutes Stück Holz verschlingen, mehr Luft um zu lodern oder auch weniger. Wenn es um Lust und Leidenschaft geht, erwarten viele Menschen, dass alles von selbst passiert.

Runners High am Sofa?

Wir warten quasi darauf, dass der Körper ein „Runners-High“ produziert – das ist ein Endorphin-Push, der entstehen kann, wenn wir unsere Grenzen gedehnt haben, der uns glücklich macht – während wir im Jogger vor dem Bildschirm am Sofa lümmeln.
Dieses Bild bringt auch Sie zum Lachen? Jeder Mensch, der etwas Neues gelernt hat, ob zum Beispiel ein Instrument, eine Sprache, ein Handwerk oder Sport weiß, man kann mit einer gewissen Konsequenz wirklich Außergewöhnliches erreichen und manchmal auch über sich hinauswachsen. Jeder, der sich mit Kondition und Können befasst hat, weiß – ohne Dranbleiben kein Erfolg. Der Körper, unser Gehirn und auch die eigene Laune sind gerade zu dankbar, wenn sie etwas gefordert werden und wir uns richtig lebendig fühlen. Nein, ich möchte nicht unromantisch sein, aber…

… wenn Sie etwas Neues leben wollen, müssen Sie Ihre Komfortzone verlassen. PUNKT.

Auch Lust und gute Sexualität, sowie eine gute Beziehung zu leben, sind Fragen der bewussten Entscheidung. Geben Sie noch Gestaltungsmöglichkeiten, gute Kommunikation, Commitment und Kreativität dazu, Liebe und Freude und manches anderes mehr, dann sind Sie auf einem sensationellen Weg. Man sagt, die Liebe hat und das Begehren will. Wie kann man etwas begehren, das man schon hat? Eine Schlüsselfrage dazu ist: sehen und erleben Sie die schönen Seiten noch, die früher Begeisterung ausgelöst haben? Feiern und genießen Sie einander noch, können Sie sich gegenseitig gut spüren und Entwicklungen sehen? Gestalten Sie Veränderungen auch oder passieren diese einfach? Oder ist alles schon alltäglich und wird erst wieder bemerkt, wenn es nicht mehr da ist?

Glücklich machende Sexualität ist selten…

…ein dauerhaftes, zufälliges oder von selbst laufend eintretendes Spontan-Ereignis. Auch Romantik möchte Gelegenheit und Aufmerksamkeit genießen, Träume erkunden und entwickeln… denn auch Liebe, Lust und Leidenschaft benötigen gewisse Spielräume, Verführung, Hingabe. Von vielen Menschen höre ich – oft mit leicht entsetztem Gesichtsausdruck –

„An der Beziehung soll ich auch noch arbeiten?“

Die meisten Menschen arbeiten für Geld, Anerkennung, um z.B. etwas Sportliches zu erreichen, vielleicht um sich persönlich weiter zu entwickeln… warum geben wir oft wenig, wenn es um eine Liebesbeziehung geht? Warum lassen wir uns bei den Menschen, die uns besonders wichtig sind, so oft soooo sehr gehen? Warum lassen wir zu, dass

…Sexualität auf den kleinsten gemeinsamen Nenner reduziert wird?

Oder gar nicht mehr gelebt wird? Vielleicht wissen Sie, wie viel „Arbeit“ es auslöst, wenn die Liebe gegangen ist? Streitereien, schmerzliche Auseinandersetzungen, Trauerarbeit, Verluste, Trennung, Umzug, oft finanziell grundlegende Einschränkungen, weniger soziales Umfeld, wohltuende Rituale fehlen… und vieles mehr. Warum also nicht den Blick klären und in eine Liebe investieren – Zeit, Aufmerksamkeit, Zweisamkeit, Nähe, Zärtlichkeit, Zuwendung, Interesse? Warum widmen wir uns immer viel intensiver den Störfaktoren als den freudvollen Elementen? Es ist Ihre Entscheidung, Ihre Beziehung und Ihre Sexualität bewusst lustvoll zu leben und zu gestalten… möchten Sie Ihren Partner/Ihre Partnerin dazu einladen und verführen? Wie heißt es so schön –

Liebe und Freude sind die einzigen Dinge, die mehr werden, wenn wir sie teilen!

Sehr viele Paare, die länger ein Bett teilen UND glückliche Sexualität leben, hatten auch Phasen, in denen die Leidenschaft in den Hintergrund geriet. Oft weil Probleme wichtiger waren. Allerdings haben diese Paare irgendwann – bewusst oder unbewusst – beschlossen, gute und leidenschaftliche Sexualität leben zu WOLLEN und

…haben bewusst Schritte gesetzt.

Wenn wir mutig genug sind, uns wirklich auf einander einzulassen, kann eine Nähe entstehen, in der wir mit all unseren mehr oder weniger vorzüglichen Seiten gesehen und geliebt werden. Wenn wir einander ehrlich lieben und beide wohltuendes Interesse daran haben, die PartnerIn so zu fordern und zu fördern, wie er/sie wirklich sein könnte, dann entfalten wir uns und fühlen uns wohl,

dann möchten wir in der Beziehung bleiben

… auch wenn nicht immer alles harmonisch oder einfach ist. Durch Vertrauen ist viel mehr Hingabe möglich, Spielräume werden erweitert. Wenn wir uns mit uns und unserer Liebe immer wieder bewusst befassen und sie feiern, einander gegenseitig immer wieder mal wirklich neugierig und hingebungsvoll verwöhnen wollen, vielleicht sogar überraschen und neu herausfordern, ist viel mehr möglich, als wir uns je zu träumen gewagt haben.

Nein, das kann und soll kein Leistungsprogramm sein

… sondern eine bewusste Auseinandersetzung für ein waches Miteinander. “Wenn mehr Menschen ihre Sexualität wie z.B. ein Fest inszenieren würden, gäbe es viel mehr davon. Denn auch Ihr Geburtstag ist im Grunde nur ein ganz normaler Tag.” (Bettina Weidinger, ISP)

In meinem Blog – Die Lust am Sex wieder entdecken vom Juni 2018 finden Sie 6 Anregungen um Leidenschaft und Lust zu intensivieren.

Weitere Anregungen finden Sie ab 30. Jänner in meinem Buch „Finde deine Lust!“ – das Praxisbuch für weibliche Sexualität – für Frauen und Männer, die Frauen lieben.